SEHNEN - SPÜREN - FREI DENKEN

SEHNEN - SPÜREN - FREI DENKEN


Donnerstag, 28. Februar 2013

Prolog

(zu Bringfrieds Vorträgen)


 

In meinen Vorträgen biete ich kreative Impulse für eine kritische Auseinandersetzung mit tradierten geistigen Herrschaftspositionen an. Ohne Anspruch auf absolute Wahrheit und ohne ehrfürchtigen Blick nach oben.
Nicht eingebettet in irgendwelche Gedankensysteme, nicht erlesen, sondern eigenverantwortlich und selbst ganz neu gedacht. Skizzen und Anregungen. Zusammengefasst zu vielschichtigen Gedankenbildern, die akustisch zur Ausstellung gelangen.


Herrschaft


Feste gesellschaftliche Ordnungen mit dazugehörigen Herrschaftsstrukturen haben die Entwicklung der Menschheit über Jahrtausende begleitet und dabei menschlichen Fortschritt durchaus auch positiv beeinflusst.
Seit mehr als zwei Jahrhunderten vollzieht sich jedoch ein epochaler Wandel zu immer mehr politischer, gesellschaftlicher und persönlicher Freiheit - somit zu immer mehr Individualiät und Eigenverantwortung hin. Wir befinden uns selbst mittendrin.


Freiheit


Diese emanzipatorische Entwicklung, die aufgrund temporärer politischer Tendenzen durchaus widersprüchlich, im allgemeinen nicht gleichmäßig und im globalen Rahmen nicht gleichzeitig verläuft, sehen Chandika und ich angesichts der unaufhaltsam anwachsenden menschlichen Potenzen als grundsätzlich unumkehrbar an.

Allgemeiner Fortschritt schafft Fülle, die ihrerseits vielfältige Chancen, Möglichkeiten und Entscheidungsspielräume eröffnet, die gleichbedeutend mit Freiheiten sind.
Rasche gesellschaftliche Veränderungsprozesse brauchen zudem kritische Korrektive, die wiederum politische Freiheiten voraussetzen, um potentiellen Fehlentwicklungen möglichst schnell und wirksam entgegen steuern zu können.
Das dafür unerlässliche soziale Engagement des Einzelnen erfordert wiederum dessen souveräne Eigenverantwortlichkeit, die gleichfalls nur in Freiheit reifen kann.

Vor diesem Hintergrund zunehmender gesellschaftlicher Freiheit taugen die alten Welterklärungsmodelle, die sogenannten zeitlosen Wahrheiten und statischen Denkkonzepte von festen Hierarchien und statischen Ordnungen, von Anpassung und Unterordnung nicht mehr. Sie blockieren das Erkennen der eigenen Chancen vielmehr und machen das Begreifen eigener Macht ebenso wie Klarheit über eigene Verantwortungen sehr schwer.
Aufgrund der gewohnten Erklärungsmuster mit innewohnenden Blick nach oben werden auf vielfältigste Weise persönliche Einflussmöglichkeiten auf das eigene Leben und den Lauf der realen Welt verspielt.


Alles alte Denken ist von Herrschaft geprägt.


Herrschaft hat stets auf das Denken der Menschen gezielt und das menschliche Bewusstsein über unzählige Generationen hinweg viel mehr, viel weiter, viel umfassender und viel tiefer geprägt, als wir es uns gemeinhin vorstellen können.
Herrschaftsideologien haben tiefe Spuren hinterlassen, die wir nicht einfach wegwischen können.
Schon sie zu erkennen, kann nur durch die bewusste Beschäftigung mit diesen Prägungen gelingen.


Wir leben in einer neuen Zeit -

wir brauchen wirklich neues, weites und flexibles Denken.


Es reicht nicht aus, gegen äußere Herrschaft aufzubegehren, um als Menschen wirklich frei zu werden.
Echte Freiheit erfordert neben dem Abstreifen realer Fesseln viel mehr.
Denn innere Freiheit kommt nicht automatisch mit äußerer Befreiung einher.
Die umfassende eigene Emanzipation zu einem selbstbestimmten freien Menschen setzt einen positiven Kontakt zu sich selbst - vor allem zum eigenen Spüren und Sehnen voraus. Und sie kann letztlich nur mit einem zeitgemäß neuen, die innere Souveränität unterstützenden herrschaftsfreien Denken gelingen, zu dem ein positives Menschenbild gehört.

Den eigenen Geist in diesem Sinne zu emanzipieren, ist ein ganz eigener, nur vom einzelnen Individuum selbst zu vollziehender Prozess. Dabei geht es weniger um das, was man eh als ungerecht empfindet und dagegen innerlich schon aufbegehrt. Viel wichtiger sind letztlich die subtilen Spuren, die als eigene Begrenzung nicht einmal wahrgenommen werden, weil man sich mit ihnen immer noch positiv identifiziert.


Mit meinen Vorträgen und Texten möchte ich solch subtile Herrschaftsprägungen und -identifikationen benennen und gleichzeitig realitätsbezogene Alternativen skizzieren, um sinnvoll unterstützende Anregungen für das selbstkritische Hinterfragen der eigenen geistigen Prägungen zu bieten.

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